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Drucken 07-05-2021 | Cash & Carry

Dazu hätte es keines russischen Oligarchen bedurft

Kerken den 7. Mai 2021 (Ein Kommentar zum Verkauf der Real-Märkte der Metro AG)
Um die Stillen Reserven der Real-Standorte zu heben bedarf es eines russischen Oligarchen? Nicht doch. Das kann doch jede Marktfrau. Marktfrau ja - aber Metro? Nein-das kann nicht sein, das muss andere Gründe haben. Vor lauter Ratlosigkeit, wie man so einen Deal bewerten muss, hält man zwangsläufig Zwiegespräche. Man sucht nach einer Erklärung.

Ja, Russland ist für das Metro-Management kein unbekanntes Terrain. Und dass dort Oligarchen über Netzwerkstrukturen verfügen, die Deals nicht nur riechen, sondern in kürzester Zeit beim Schopfe packen, ist ganz sicher nicht unrealistisch. 
Aber hätte man das nicht selbst auf die Reihe kriegen können und mit den gehobenen Stillen Reserven strategische Investitionen finanzieren können? Ja sicher hätte man.

Aber worüber reden wir da eigentlich? Und über wen?
Lesen Sie hier bei Businessinsider weiter und erfahren Sie, wen die Perestroika in den Reichtum entlassen hat. 
Ich habe nichts gegen Reichtum, aber wer hautnah in den Neuen Bundesländern seit 1990 miterlebt hat, wie schwer es ist einen wirtschaftlichen Neuanfang in die Marktwirtschaft erfolgreich zu gestalten, der weiß, wie mühselig und langwierig das ist. Mit anderen Worten: wenn die gutgemeinte Perestroika Gorbatschows dem russischen Durchschnittsbürger Wohlstand und Frieden bringen sollte, so ist dieses Ziel weit verfehlt worden.
Ein Oligarch wird also jemand, der nicht allein durch Arbeit zu Reichtum gekommen ist, um sich 279 Real-Warenhäuser für einen Pappenstiel von 300 Mio EUR einzuverleiben und anschließend meistbietend an den Mann zu bringen.
exVorstand Olaf Koch ging von zusätzlichen 1,5 Mrd EUR aus, die die Metro nach den Veräußerungen aller 279 Real-Standorte noch erhalten werde. Da liegt noch viel Ärger in der Luft, denn so schnell rückt ein Oligarch einmal vereinnahmtes Geld nicht wieder heraus. Immerhin sollten unmittelbar nach Vertragsunterzeichnung 500 Mio EUR und nicht 300 Mio EUR fliesen.
Selbst wenn noch 1,5 Mrd EUR fliesen, so gleichen sie doch nie den endgültigen Verlust an der Einzelhandelsfunktion, dem Einkaufsvolumen auch für das C&C-Geschäft und die Marktbedeutung für die Metro in der Zukunft aus. 

Jetzt ist eine Online-Strategie nicht mehr "just for fun", sondern Pflicht.

(Kommentar von Red. Dipl.-Betrw. Rainer Willing)