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Drucken 08-12-2024 | Theken-Themen

Jahresendrally

Kerken, den 8. Dezember 2024

Mit dem Begriff Jahresendrally verbinden Börsenanleger ein Anziehen der Kurse zum Jahresende. Sei es um eine gute Jahresperformance vorzuweisen oder ein bisher wenig erfolgreiches Jahr noch ein wenig aufzupäppeln.

Wir sind jedoch kein Anlegermagazin. Wir kümmern uns um die Sorgen und Perspektiven des Mittelstands in unseren Branchen und damit um unsere Befindlichkeit als Gesellschaft insgesamt. Diese Sichtweise kann nur dann sinnvoll und zielführend sein, wenn wir die Rahmenbedingungen kennen und verstehen lernen, unter denen Arbeitgeber und Arbeitnehmer täglich Entscheidungen treffen. Und dies ist in einem immer komplexer und intransparenter werdenden Umfeld nicht so einfach, zumal die Medien, ihre eigenen Ziele verfolgend, überwiegend wenig hilfreich sind.

In diesem Kontext verstehe ich unter Jahresendrally politische und ökonomische Entwicklungen, die bedeutsam sind, häufig  überraschend auftreten und die Rahmenbedingungen verändern können.

Dazu zähle ich auch besonders positive Erfahrungen, wie die Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame de Paris. Viele Millionen Menschen auf der ganzen Welt waren erschüttert und ergriffen, als am 15. und 16. April 2019 die Kathedrale durch einen Großbrand zu großen Teilen zerstört wurde.

Es lohnt sich die spannende Doku anzusehen, die die Kraftanstrengung vieler engagierter Handwerker, Kunsthistoriker, Architekten, Wissenschaftler u.a. belegt. Allein die Koordinierung und Führung dieses komplexen Vorhabens muss jedem Betrachter Bewunderung und Achtung dieser Wiederaufbauleistung abfordern.
Als Staatspräsident Macron vor den Trümmern dieses europäischen Kulturdenkmals versprach in 5 Jahren Notre-Dame wieder auferstehen zu lassen, hatte ich nicht geglaubt, dass dies möglich ist.
Wir gratulieren dem französichen Volk für diese großartige  Leistung, die auch ein Zeichen dafür sein kann, dass Europa doch auch zu tollen Leistungen fähig ist. 

Ob sich der Sturz des syrischen Präsidenten Assad als Segen für die Bevölkerung herausstellen wird ist zu wünschen und zu hoffen, aber es ist längst keine ausgemachte Sache.  Zu viele unterschiedliche Kräfte werden um die Macht streiten. Wir sollten uns im Rahmen unserer naiven "werte-orientierten Aussenpolitik" hüten auch in diesem Fall Ratschläge zu erteilen.

Aussen- und verteidigungspolitisch sind wir ohnehin auf einem unverantwortlichen Schlingerkurs. Die amateurhafte Diskussion um den Einsatz des Taurus ist überflüssig, weil diese Waffe keine kriegsentscheidende Wirkung hat und ihr Einsatz für Putin ein willkommener Anlaß wäre uns in diesen Krieg hineinzuziehen. Außerdem lenkt diese Diskussion die Politik von wichtigen Entscheidungen zur Erhaltung unserer Position im internationalen Wettbewerb als Exportnation ab. Hier längerfristig Schwächen zu zeigen vertieft den Abstieg und erschwert die dringend benötigte konjunkturelle Erholung.

Kommentar Dipl.-Betriebswirt Rainer Willing