Metro, eine besondere Herausforderung
Kerken 05.Mai 2021 - Dr. Steffen Greubel ist seit 1. Mai neuer CEO der Metro. Der Aufsichtsrat fordert von ihm einen Wachstumsplan, um schneller aus der Krise zu kommen. Sein Start wird indes von einer Gewinnwarnung begleitet. Seit exVorstandschef Koch und der Aufsichtsrat unlängst noch von einem Neubeginn als reiner Großhändler sprachen, um den Verkauf der Einzelhandels-Sparte schön zu reden, sind nur wenige Wochen vergangen. Jetzt ist das Desaster dort angekommen, wo Insider es schon lange verortet hatten: in der strategischen Sackgasse. Der stationäre Handel ist verkauft und der Online-Handel ist nicht wirklich realisiert. Man kann von einer Mammut-Aufgabe für den neuen CEO sprechen, die der Quadratur des Kreises gleichkommt.
Wer einen Wachstumsplan aufstellen will, muss zunächst wissen, wohin sich der Kundenmarkt bewegt, um dann zu definieren, mit welchen Strategien man diesem Markt entgegen kommen will. Aber genau dies scheint der Metro nicht klar zu sein.
Zufälligerweise bieten die Corona-Pandemie-Erfahrungen einen Ansatzpunkt. Denn die Pandemie ist morgen nicht wirklich verschwunden. Solange die Bevölkerung ihren Ernährungs- und Lebensstil nicht ändert, wird es immer wieder Pandemien geben.
Aus der Corona-Pandemie konnten wir anschaulich lernen, dass der stationäre Handel für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln unverzichtbar ist. Just jene Funktion also, die die Metro soeben verscherbelt hat. Aus Sicht der Konsumenten ist das aber ziemlich unerheblich, denn die EDEKA weiß mit ihren Kaufleuten Besseres damit anzufangen.
Und jetzt hängt die Metro vom Wohl und Wehe des mittelständischen Gastgewerbes und der kleinen Kaufleute ab. Die aber beziehen ihren Einkauf zunehmend online. Und die Lieferlogistik wickeln andere ab, nur nicht die Metro.
Wo also sollen die Wachstumsimpulse herkommen, die der Neue planen soll?
Die Metro ist nach allen Aderlässen der letzten Jahre nicht mehr in der Lage aus eigener Kraft eine starke Marktfunktion zu entwickeln.
Durch Kooperationen, Fusionen und Übernahmen könnten sich interessante Perspektiven ergeben. Dazu müßte der Neue aber über die intimen Marktkenntnisse verfügen. Ob ihm der Markt diese Zeit gibt?
Viel Glück Dr. Greubel!
Ein Kommentar unseres Redakteur Dipl.-Betrw. Rainer Willing