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Drucken 14-09-2023 | Konjunktur

Wie die westlichen Zentralbanken Verbraucher und Staat ruinieren

Jerome Powell, mächtiger Chef der USFed, handelt so, wie er das einmal gelernt hat. Wenn die Preise steigen, müsse man das Geld verteuern. Dann investieren die Unternehmen weniger, Angebot und Nachfrage gehen zurück und die Preise sinken wieder. 

Wenn wir die Nachkriegszeit in Europa mit volkswirtschaftlichen Augen betrachten, dann haben wir in den 50er und 60er Jahren  auf den Trümmern des Zweiten Weltkrieges einen durch kluge politische Rahmenbedingungen stimulierten Neuaufbau im Westen gesehen. Die Deutsche Bundesbank achtete darauf, dass die Verbraucher in neuer Konsum-Euphorie nicht übertreiben. Die Schaffung von Wohnraum war vorrangig und sobald die Konsumentenpreise zu rasch kletterten, erhöhte die Bundesbank den Leitzins, was dem Konsum ziemlich schnell die Dynamik nahm. In 4 bis 5 sich ähnelnden Zyklen lief das bis der Fall der Mauer das Ende des Ost-West-Konflikts und den Aufbruch in eine neue, grenzenlose Zukunft signalisierte. Seit 1990 erleben wir eine expansive Form der Globalisierung, schnell wachsende Unternehmen, die man global-Player nennen mußte, weil sie neue Märkte in allen Teilen der Welt für sich erschlossen. 

Alan Greenspan, Fed-Chef von 1987 bis 1996 war in dieser Zeit des globalen Neubeginns derjenige, der seinen Nachfolgern den richtigen Hinweis gab.  

Leider hat der aktuelle FedChef Jerome Powell nicht einmal den Rat des legendären Alan Greenspan beherzigt. Und was noch schlimmer ist, die USFed hat ihr traditionelles Wissen seit 1990 nicht einmal kritisch auf den Prüfstand gestellt. Dann hätte sie aus der Tatsache, dass die Unternehmen ihre Investitionsentscheidungen nicht nach der Höhe des Leitzinses treffen, sondern nach den Absatz- und Gewinnchancen in neuen Märkten, andere Konsequenzen ziehen müssen.

Die Zeit des Leitzinses zur Steuerung einer Inflation ist seit 30 Jahren Geschichte. Wer heute mit nationalen Maßnahmen eine globale Inflation bekämpfen will, muss globale Mitstreiter suchen und die Ursachen der Inflation bekämpfen. Und hier ist die USFed garnicht kompetent. Das ist eine Aufgabe der internationalen Politik.

Es kann überhaupt nicht angehen, dass wir in der höchsten Not der Finanzierung von Mammut-Aufgaben (Kriegsfinanzierung und Wiederaufbau in der Ukraine, Verkehrsinfrastruktur, Wohnungsbau, Gesundheitswesen, Bildungs- und Ausbildungsstruktur, Rentenfinanzierung, Militärertüchtigung etc.)  als verantwortliche Politiker nach Jahren des Tiefschlafs jetzt weiterschlafen und unnötig steigende Finanzierungskosten hinnehmen. 

Wer soll das denn bezahlen? 
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Kommentar von Redakteur Dipl.-Betriebswirt Rainer Willing