Denkwürdige Präsentation des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell
Kerken, 9. März 2023
In der vorgestrigen Sitzung vor dem Bankenausschuss des US-Senats erklärte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell, dass der endgültige Leitzins "wahrscheinlich höher sein wird als bisher angenommen".
Dieses Statement belegt die ganze Desorientierung der US-Fed. Hier ist die von der Politik geforderte erfolgreiche Bekämpfung der Inflation zu einem Selbstzweck degeneriert, in dem der Konjunktiv die Hauptrolle spielt. Das Schlimme daran ist nicht die Unwägbarkeit des Inflationsgeschehens an sich, sondern die absolut fehlende Analyse der Inflationsursachen. Denn nur wer über die zutreffende Ursachenanalyse verfügt, ist in der Lage zielgerichtete Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung zu initiieren. Und die Kernfrage, warum Leitzinserhöhungen die Inflation bekämpfen können, wird weder gestellt, noch wissenschaftlich diskutiert und schon garnicht begründet. Dass die Inflation ihr kaufkraftvernichtendes Spiel treiben kann ist ein weltweit multiples und komplexes Geschehen unterschiedlicher nationaler und internationaler Interessen und Ursachen. Es ist letztlich in der weit fortgeschrittenen Globalisierung begründet, die zu unvermeidbaren und unüberschaubaren Netzwerken gegenseitiger Abhängigkeiten geführt hat. Lockdowns, Trumpsche naive Eingriffe in optimierte internationale Handelsstrukturen und schließlich der Krieg in der Ukraine dürften die Hauptursachen der Inflation sein. Wie man dies durch nationale Leitzinserhöhungen bekämpfen kann, dafür bleibt die US-Fed die Erklärung schuldig. So kommt man um den Eindruck nicht herum, dass dieses Leitzinsdrama ausschließlich der Angst geschuldet ist, als untätig und unfähig dazustehen. Dagegen liegt die inflationsverstärkende Wirkung von Leitzinserhöhungen auf der Hand. So gesehen trägt die Leitzinspolitik der US-Fed nur zur weiteren Verarmung der sozial Schwächeren und des Mittelstandes bei. Und dies leider nicht nur auf die USA bezogen, sondern auf den gesamten bevölkerungsreichen und armen Teil der Weltbevölkerung.
Kommentar von Dipl.-Betriebswirt Rainer Willing