Welche Erkenntnisse uns der Wahlkampf der letzten Wochen lehrt
Kerken, den 22.Februar 2025
Wenn wir heute feststellen, dass wir in Europa gerade dabei sind kriegerische Auseinandersetzungen in Osteuropa eskalieren zu lassen, dann findet sich darin auch die Erkenntnis bestätigt, dass der Mensch aus der Geschichte nicht lernt. Und wenn die letzte Kriegsgeneration den mahnenden Zeigefinger erhebt ist es längst zu spät, weil die Folgegeneration den Alten ohnehin nicht glaubt.
Erst viel später kommt die Einsicht, dass man einen maßgeblichen Teil der erneut begangenen Fehler hätte vermeiden können, wenn man sich intensiver mit der Vergangenheit beschäftigt hätte. Das Gleiche gilt im übrigen auch mit der Führung von Unternehmen nach einem Generationswechsel.
Was lehrt uns diese Erkenntnis?
Wenn wir in die Geschichte schauen, dann haben Volksgruppen gegeneinander Kriege geführt, weil sie sich nicht kannten und deshalb fürchteten nach dem Motte: ich bring dich um, damit du mich nicht umbringen kannst. Angst und Ressentiments gegen Andersdenkende oder nur anders Aussehende reichten als Gründe schon aus, um Hass zu säen.
Ein anderer oder weiterer Anlass zum Kriegführen waren Raubzüge jeder Größe und strategischen Bedeutung. Man denkt an die Vernichtung indigener Völker durch die Europäer in Amerika u.a.
Heute kommen, und das erleben wir ganz aktuell im Krieg Russlands gegen die Ukraine der Zugriff auf Bodenschätze wie Seltene Erden als Kriegsziel hinzu.
Bei genauer Betrachtung und systemhafter Einordnung in den aktuellen und weiteren Verlauf der Menschheitsgeschichte lassen sich solche Kriegsgründe heutzutage auf eine falsch verstandene Globalisierung zurückführen.
Bei der Globalisierung handelt es sich um einen "next level" der Weltwirtschaft. Alles hat mit der Exploration von Gold begonnen und je nach Bedarf in der industriell-technischen Entwicklung der Menschheit wird der Hunger nach Rohstoffen und seltenen Erden immer komplexer und wichtiger.
Wichtiger, um im weltweiten Wettbewerb in der Produktion von technologisch wichtigen Produkten mithalten zu können. Da nicht jede Volkswirtschaft gleichermaßen Zugriff auf solche Bodenschätze hat, führt die Globalisierung zu Konflikten zwischen Ländern und Regionen, die besser nicht kriegerisch, sondern einvernehmlich (=vertraglich) zu regeln wären. Denn die Globalisierung ist nie eine Einbahnstraße, sondern zwingt zu einem jeweils fairen Verhältnis von Leistung und Gegenleistung. Leider haben die Europäer mit Beginn der Kolonialisierung schwerwiegende Fehler begangen, die insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent heute noch zu kriegerischen Konflikten führen (willkürliche Grenzziehungen).
Es ist dringend an der Zeit zu lernen, dass der internationale/weltweite Austausch von Gütern und Leistungen nicht zu einseitiger Vorteilsnahme führen darf, sondern immer fair sein muss. Die Welt rückt in diesem Jahrhundert so eng zusammen, dass Schieflagen in den gegenseitigen Beziehungen sofort aufdeckt und zu politischen Auseinandersetzungen führen. Der "faire-Soll-Zustand" wird leider dadurch erschwert, dass zu viele Menschen sich von Gier und Macht leiten lassen. Wir brauchen da garnicht zu anderen Kontinenten zu schauen. Vor unserer eigenen Haustür erleben wir täglich, wie wir ausgenutzt und übervorteilt werden.
Und was hat das mit unserem Wahlkampf bzw. unserer Politik zu tun?
In dem heute zu Ende gegangenen Wahlkampf haben wir zuwenig über Inhalte der Politik gehört und zuviel an böswilligen Unterstellungen des politischen Gegners. Das wirft ein bezeichnendes Licht auf die intellektuellen Kompetenzen und politischen Fähigkeiten unserer Politiker/innen. Wenn Volksvertreter/innen nicht in der Lage sind klar und verständlich zu erklären, warum sie welche Entscheidungen in den verschiedenen Politikfeldern treffen wollen und stattdessen ständige Unterstellungen negativer Art über den politischen Gegner wiederholen, dann sind sie nicht wählbar.
Mir ist schon klar, dass unter dieser Prämisse nur noch Wenige wählbar sind.
Ja, genau da liegt ein systemisches Dilemma, welches wir nur mit viel Mut und Ausdauer durch Persönlichkeiten geregelt bekommen. Und dazu müssen sich die demokratischen Parteien Bürgerinnen und Bürgern öffnen, die nicht ein Parteibuch suchen, sondern ihre Kompetenz in eine Problemlösung einbringen wollen.
Wir haben seit der Wiedervereinigung viel Zeit verloren, weil sich zu Viele auf ihrem erreichten Wohlstand ausgeruht haben. Um in der Welt ernst genommen zu werden, müssen wir uns international als fairer und verständnisvoller Partner präsentieren. Glaubhaft können dies nur erfahrene Politiker/innen vertreten.
Erfolgreiche Globalisierung ist eine existenziell wichtige Grundlage deutscher Aussen- und Wirtschaftspolitik.
An Vorurteilen gegenüber unseren Handelspartnern weltweit, wie etwa gegenüber China sollten wir uns nicht mehr beteiligen. Dies gilt insbesondere für unsere Medien.
(Kommentar unseres Redakteurs Dipl.-Betriebswirt Rainer Willing)