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Drucken 21-12-2024 | Tipps & Tricks

Klimaneutrale Gastronomie: Wie Restaurants ihre CO2-Bilanz verbessern

Klimaneutrale Gastronomie entwickelt sich zu einem entscheidenden Thema. Restaurants sind immer stärker gefordert, ihre CO2-Bilanz zu verbessern und nachhaltige Praktiken in den Alltag zu integrieren. Zur Erreichung der Klimaziele sind alle Bereiche gefragt, so auch die Gastronomie. Wie können Gastronomen dabei helfen, Emissionen aktiv zu reduzieren? Ist es dabei möglich, eine Vorreiterrolle im Umweltschutz zu übernehmen und sogar von der Energiewende profitieren?

Warum Klimaneutralität in der Gastronomie relevant ist

Die Gastronomie beeinflusst die Umwelt erheblich. Die CO2-Emissionen eines typischen Restaurants werden maßgeblich durch den Energieverbrauch verursacht. Weiter sind Lebensmittelverschwendung und Transportwege mitverantwortlich für die meist hohe Umweltbelastung.
Kunden achten zunehmend auf nachhaltige Konzepte, was klimafreundliche Maßnahmen zu einem klaren Wettbewerbsvorteil macht. So ergab die Energiewende-Studie der wattline GmbH, dass ein Großteil der Deutschen neben Aspekten der Nachhaltigkeit, Regionalität, Innovation auch die Energiewende als wichtig im Alltag ansieht. Gleichzeitig beschreibt etwa ein Drittel keine Auswirkungen der Energiewende auf den Alltag zu bemerken.
Ein Restaurant, das Verantwortung übernimmt, stärkt die Kundenbindung und sendet ein positives Signal für die Umwelt. Zusätzlich gewinnen gesetzliche Anforderungen an Bedeutung. Im nächsten Jahr werden Betriebe mit hohen Emissionen striktere Berichts- und Reduktionspflichten erfüllen müssen. Wer frühzeitig handelt, spart Kosten und stärkt langfristig seine Marktposition. Denn Nachhaltigkeit gehört definitiv zu den Trends der Gastronomie 2025.


Etwa 2 Drittel der 1111 Befragten in Deutschland gab an, dass die Energiewende in ihrem Alltag wichtig ist. (© wattline.de)

Schritte zur klimaneutralen Gastronomie

Um den Weg zur Klimaneutralität zu ebnen, stehen Gastronomen vielfältige Maßnahmen zur Verfügung. Dabei reicht das Spektrum von Energieeffizienz bis hin zu innovativen Konzepten. Diese Ansätze helfen nicht nur, den CO2-Ausstoß zu senken, sondern steigern auch die Attraktivität des Betriebs.

Energieeffizienz und erneuerbare Energien
Die Umstellung auf effiziente Kühl- und Küchengeräte sowie der Einsatz erneuerbarer Energien, wie Solaranlagen oder Windkraft, gehören zu den effektivsten Maßnahmen. Viele Gastronomen unterschätzen die Einsparpotenziale, die allein durch optimierte Geräte erzielt werden können. Laut der besagten Studie zur Energiewende 2024 können so bis zu 30 % des Energieverbrauchs eingespart werden.

Reduzierung von Lebensmittelverschwendung
Lebensmittelverschwendung verursacht erhebliche Mengen CO2. Apps wie "Too Good To Go" oder Kooperationen mit Tafeln helfen, Überschüsse sinnvoll zu nutzen. Zusätzlich können digitale Warenwirtschaftssysteme Überproduktion vermeiden, flexible Menüs und die kreative Verwertung von Resten dazu beitragen, Verschwendung zu minimieren.

Regionale und saisonale Beschaffung
Durch die Verwendung von regionalen und saisonalen Produkten lassen sich gleich doppelt so viele Emissionen einsparen. Denn besonders importierte Zutaten tragen erheblich zur CO2-Bilanz bei. Durch eine engere Zusammenarbeit mit regionalen Lieferanten lässt sich der Anteil um bis zu 40 % senken. Bevorzugen Restaurants regionale Lieferketten und lokale Herkunft der Produkte, spart das Emissionen und erhöht die Transparenz gegenüber den Gästen. Regionale Produkte verkürzen die Transportwege, während saisonale Zutaten energieintensive Lagerung vermeiden. Der Einsatz von Bio-Produkten trägt ebenfalls zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei. Regionale und saisonale Beschaffung sorgt für eine frische, nachhaltige Speisekarte und stärkt gleichzeitig lokale Bauern und Produzenten.

Kompensation und innovative Ansätze

Nicht alle Emissionen können vermieden werden. Hier kommen negative Emissionstechnologien (engl. Carbon Dioxide Removal) zum Einsatz. Dabei wird gezielt CO2 aus der Atmosphäre entfernt, indem Aufforstungsprojekte unternommen oder Technologien wie Direct Air Capture genutzt werden. Solche Maßnahmen können dazu beitragen, die nicht vermeidbaren Emissionen auszugleichen und somit den Weg zu einem klimaneutralen Betrieb zu ebnen.
Für Restaurants ist Transparenz und Effizienz bei der Energienutzung von Bedeutung. Denn Restaurants, die auf erneuerbare Energiequellen setzen, können ihre Emissionen erheblich senken. Fossile Energiequellen in der Gastronomie sind weiterhin weit verbreitet, obwohl eine Umstellung auf Ökostrom jährlich Millionen Tonnen CO2 einsparen könnte.
Investitionen in nachhaltige Technologien oder Alternativen wie Solar- oder Windenergie schützen langfristig die Umwelt, und senken außerdem Betriebskosten. Zudem können Fördermöglichkeiten in Anspruch genommen werden.

Nachhaltige Lösungen

Viele Restaurants weltweit zeigen bereits, wie Nachhaltigkeit erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden kann. Diese Beispiele verdeutlichen, dass innovative Ansätze sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bieten. Sie inspirieren dazu, wie unterschiedliche Maßnahmen in den gastronomischen Alltag integriert werden können.

1. Zero-Waste-Konzepte
Mithilfe von Zero-Waste-Strategien werden überschüssige Zutaten kompostiert oder an lokale Bauern weitergegeben, während Verpackungen vollständig eliminiert werden. Das Konzept umfasst außerdem eine genaue Planung, um Überproduktion zu vermeiden. Jeder Schritt kann hier genau dokumentiert und transparent kommuniziert werden, wodurch Gäste in die Nachhaltigkeitsbemühungen eingebunden werden.

2. Energiemanagement
Durch den Einsatz von Sensoren kann der Energieverbrauch reduziert werden, indem sie beispielsweise Licht und Temperatur in nicht genutzten Räumen automatisch anpassen. Mit erneuerbaren Energien wie Solarstrom betrieben, reduzieren sie so langfristig den Gesamtenergieverbrauch.
Denn intelligente Steuerungssysteme ermöglichen eine Echtzeitüberwachung, sodass ineffiziente Geräte schnell identifiziert und ausgetauscht werden können. Diese Maßnahmen dienen als Vorbild für ein umfassendes Energiemanagement, das nachhaltig und gleichzeitig wirtschaftlich effektiv ist.

3. Klimaprojekte
Gastrobetriebe können außerdem Emissionen, die beispielsweise durch die Fleischproduktion entstehen, durch Kooperationen mit Aufforstungsprojekten ausgleichen. Neben der direkten Unterstützung von Klimaschutzprojekten und dem Angebot an vegetarischen Alternativen werden Gäste aktiv über die Herkunft und den CO2-Ausgleich der angebotenen Gerichte informiert.
Das steigert das Umweltbewusstsein und stärkt auch die Kundenbindung. Ergänzend können sich Gastronomiebetriebe an lokalen Umweltinitiativen beteiligen, um vor Ort einen Beitrag zu leisten.

Wie Gastronomen von der Energiewende profitieren können

Die Studie zur Energiewende 2024 zeigt auf, dass Betriebe mit gezielten Investitionen in erneuerbare Energien nicht nur klimaneutral werden, sondern auch wirtschaftlich profitieren können:

  • Kostenreduktion: Der Umstieg auf Solarenergie kann beispielsweise die jährlichen Energiekosten eines mittelgroßen Restaurants um bis zu 20 % senken.
  • Finanzielle Unterstützung: Förderprogramme der EU und der Bundesregierung machen nachhaltige Investitionen noch attraktiver. Gastronomen können von Zuschüssen und Förderungen profitieren, die den Wechsel zu klimafreundlichen Technologien erleichtern.

Kommunikationstipps für Gastronomen

Neben technischen und strategischen Maßnahmen spielt die Kommunikation eine entscheidende Rolle. Eine transparente Darstellung der Nachhaltigkeitsbemühungen kann das Vertrauen der Gäste stärken und langfristige Kundenbeziehungen fördern. Zusätzlich sollten Gastronomen ihre Mitarbeiter aktiv einbinden und auf Kooperationen setzen, um Nachhaltigkeit auf allen Ebenen zu fördern.

1. Transparenz gegenüber Gästen
Eine offene Kommunikation über Nachhaltigkeitsmaßnahmen erhöht das Vertrauen der Gäste. Viele Kunden sind bereit, für nachhaltige Angebote mehr zu zahlen. Gastronomen können hierzu Infotafeln, Hinweise auf Speisekarten oder detaillierte Erklärungen auf der Website nutzen. Zudem kann die transparente Darstellung von Kompensationsmaßnahmen oder die Zusammenarbeit mit regionalen Lieferanten einen positiven Eindruck hinterlassen.

2. Mitarbeiterschulungen
Mitarbeiter spielen eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung nachhaltiger Konzepte. Schulungen zu Abfallmanagement und effizienter Energienutzung fördern ein nachhaltiges Arbeitsumfeld. Regelmäßige Workshops können zudem das Bewusstsein für Umweltfragen schärfen und innovative Ideen aus dem Team hervorbringen.

3. Kooperationen
Die Zusammenarbeit mit Non-Profit-Organisationen oder lokalen Gemeinschaften bietet Möglichkeiten, nachhaltige Projekte voranzutreiben. Beispielsweise könnten Gastronomen gemeinsam größere Mengen an Bioprodukten beziehen oder sich an regionalen Kampagnen für Umweltbewusstsein beteiligen. Solche Initiativen stärken das Image und schaffen langfristige Netzwerke und Synergien.

Fazit
Klimaneutrale Gastronomie ist kein entferntes Ziel, sondern ein erreichbarer Standard! Sind Gastronomen und Gäste bereit, sich auf Innovationen einzulassen und Verantwortung zu übernehmen, lässt sich die Umwelt schützen und dadurch sogar ein wirtschaftlicher Vorteil erzielen. Denn Energieeffizienz, Reduzierung von Lebensmittelverschwendung und innovative Lösungen können Restaurants ihre CO2-Bilanz erheblich verbessern. Die Zukunft der Gastronomie liegt in der Nachhaltigkeit – für die Umwelt, die Gäste und die Zukunft der gesamten Branche.

Autor: Philip Gutschke

Philip Gutschke, Bereichsleiter Energiebeschaffung bei wattline GmbH, ist seit über 15 Jahren im Energiesektor tätig. Nach Stationen als Unternehmensberater und als Mitarbeiter eines Energieversorgers verantwortet er die Einkaufsprozesse der Energie-Einkaufsgemeinschaft wattline GmbH und vertritt deren Interessen im BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft). Sein Fokus liegt auf den aktuellen Herausforderungen des Energiemarkts.