Kanzler Scholz bei Präsident Xi

Kanzlerbesuch in Peking am 4. November 2022
Selten hat man die Opposition im Deutschen Bundestag so laut und verzweifelt kreischen vernommen, wie anlässlich des Kanzlerbesuchs in Peking. Auch die Medienlandschaft übergoß den Kanzler überwiegend mit Kritik.
"So unmittelbar nach dem Nationalkongreß der Chinesischen KP den mit zusätzlicher Machtfülle ausgestatteten Staatspräsidenten Xi zu besuchen, wirke wie eine Anerkennung seiner Alleinherrschaft. Und überhaupt wäre das eine Aufgabe für die EU gewesen, damit sondere sich Deutschland noch weiter von seinen Europäischen Partnern ab. Wenigstens Macron hätte er doch mitnehmen müssen."
Wenn Einer soviel Staub aufwirbelt, muss er ja zumindest den richtigen Gang eingelegt haben.
Die derzeitige Generation in unserem Land, die sich in Führungsrollen gefällt, vergißt, dass sie sich das Erbe, das ihr aus jahrzehntelanger verlässlicher und berechenbarer deutscher Diplomatie zugefallen ist, erst noch verdienen muss. Derzeit geht man mit diesem wertvollen Erbe ziemlich schludrig um.
Angesichts unserer elementaren Interessen als große Exportnation, von deren Erfolg alle Bürger:innen wirtschaftlich abhängen, gehört es sich einfach nicht, unsere Kunden in der Welt zu maßregeln. Erstens sind unsere Usancen alles Andere als vorbildlich, noch sind unsere historischen Verfehlungen gegenüber anderen Gesellschaften und Andersdenkenden geeignet, heute als vorbildhaft in die Welt projeziert zu werden.
Einige Schlauberger:innen postulieren in ihrem Selbstverherrlichungswahn neue Erkenntnisse, wie dass es einfach nicht stimme, dass Handel zu Wandel führen könne.
Jeder Historiker und sonstige gebildete Mensch weiß, dass nur die persönliche Begegnung Vorurteile und Feindschaften abbauen kann. Das schließt ja leider nicht aus, dass man es als Exporteur und Politiker latent verabsäumt, neben dem Export-Geschäft weitergehende Beziehungen zur Zivilbevölkerung aufzubauen und zu vertiefen. Und dies liegt an der Unfähigkeit zu langfristigem und ganzheitlichem Denken. Wir müssen umdenken und begreifen, dass nur der langfristige Erfolg erstrebenswert ist, auch in unserem eigenen Interesse.
China hat in der Menschheitsgeschichte überwiegend positive Spuren hinterlassen. Sie haben auch keine Nachbarn überfallen und mussten sich dagegen feindlichen Angriffen erwehren. Es gibt auch von daher überhaupt keinen Anlaß China mit Argwohn und Mißtrauen zu begegnen.
Ihr Rainer Willing